MOSH MEDITATION #2 – eine Körpermeditation für genitales Bewusstsein

Diese MOSH-Meditation* vertieft unser genitales Bewusstsein in einer nicht-sexuellen, rein körperlichen Art. Wenn wir heilen, ist wesentlich, dass wir unsere Yoni** unabhängig von Sex und „sexuellem Funktionieren“ anerkennen, berühren und spüren können.

Dafür üben wir, etwas zu spüren, das wir „eigentlich nicht spüren können“ – unser Bewusstsein „sickert“ in mehreren Schichten durch die unterschiedlichen Qualitäten unserer Körperstrukturen.

Diese Körper-Meditation besteht aus einer zärtlichen Überforderung für unser Bewusstsein, sie kitzelt uns weit über unseren gewohnten Tellerrand hinaus*** – die Grenzen zwischen Körper, Wahrnehmung und Vorstellung verschwimmen… und indem wir uns darauf einlassen, entdecken wir körperliche Wahrnehmung unterhalb von Sprache und „Das kann ich schon.“ noch einmal neu.

Viel Spaß beim Spüren, Forschen und Finden!

MOSH MEDITATION #2

Schwerpunkt: genitales Bewusstsein

Du brauchst:
einen warmen Raum, in dem du dich wohl und sicher fühlst
19 Minuten ungestörte Zeit
weiche, leichte Kleidung (oder keine Kleidung)

 

VORSPIEL
(3 Minuten)
Schütteln

Du stehst aufrecht und schüttelst den gesamten Körper, am besten zu deiner Lieblingsmusik. Die Energie, die sich durch dieses Schütteln weckt, wird dir gleich im Liegen das Spüren leichter machen – also 3 Minuten lang dranbleiben:-) Dann Stille.

(Keine Angst, es gibt 101 verschiedene Arten, wie ein Körper sich schütteln kann, und man kann es wirklich nicht falsch machen. Einfach mutig und chaotisch loslegen – je unordentlicher es wird, desto besser!)

 

MILE I
(3 Minuten)
Die Hand

Leg dich bequem auf den Rücken, schließ die Augen und winkel die Beine an.

(Deine Fußsohlen berühren dadurch den Boden oder liegen aneinander, wenn du die Knie auseinanderfallen lässt. Beide Versionen sind möglich. Wenn du die Beine ausstrecken willst, dann leg eine zusammengerollte Decke unter die Knie, so dass deine Hüftgelenke und der untere Rücken Raum für Bewegung haben.)

.Atme durch den Mund. Diese Mundatmung wird die gesamte Meditation hindurch beibehalten, und du entspannst deinen Kiefer und deine Kehle dabei, so sehr du kannst.

(Der Kieferbereich und die Kehle sind starke Reflexzonen für den Beckenraum. Wenn du die Kehle öffnest, entspannt sich deine Vagina automatisch ein bisschen mit. Frei durch den Mund zu atmen mag ungewohnt sein, ist aber ein großartiges Geschenk an deinen Körper!)

Du atmest weich und entspannt. Es geht hier nicht um eine besonders tiefe oder kraftvolle Atmung, du musst nichts anschieben.

(Diese MOSH-MEDITATION arbeitet mit Konzentration und Bewusstsein. Es kann sein, dass du auf Konzentration reagierst, indem du aufhörst zu atmen. Dann – äh – bitte trotzdem weiteratmen, ja?)

So. Jetzt leg als Rechtshänderin deine rechte, als Linkshänderin deine linke Hand auf dein Charmebein**** – die Finger bedecken die Klitoris und die inneren und äußeren Charmelippen.****

(Dein rechter Arm sollte dabei so entspannt wie möglich liegen – du kannst ein Kissen rechts neben dich legen, so dass der Ellenbogen aufliegt, statt sich in der Luft halten zu müssen. – Die Berührung braucht keinen Druck, sie hilft deiner Lebensenergie und Aufmerksamkeit automatisch bei dem Weg in dein Becken.)

Das war es schon?

Ja. Fast. Der Rest ist Bewusstheit.

Nun bring dein Bewusstsein in deine rechte Hand. Spür deine Hand von innen heraus.

(An dieser Stelle taucht immer die Frage auf, wie man sein Bewusstsein in eine Hand bringt oder wie man seine Hand spürt. Bitte mach dir darum keinen Kopf. Es klingt esoterisch und schwierig, aber wenn du einfach so tust, als könntest du deine Hand spüren, machst du es genau richtig. Spür deine Hand. So, wie du das tust. Und entspann dabei deine Augenmuskeln, dann entspannt sich das heimliche „Von-oben-auf-den-Körper-Gucken“ mit.)

 

MILE II
(2 Minuten)
Die Haut

Nun spür durch deine Hand die Haut.

(Geh mit dem Bewusstsein in deiner Hand weiter nach unten, Richtung Boden, und spür deine Haut. Spür, ob sie gerade feucht oder trocken ist, spür, wie dick oder dünn sie ist, spür die Poren in deiner Haut, und spür die nahtlose Verbundenheit der Haut deiner Yoni zu den Beinen, zum Bauch, zum Inneren der Vagina und der Gebärmutter, … Spür deine Haut.)

 

MILE III
(2 Minuten)
Die Faszien und Muskeln

Spür deine Faszien und Muskeln unter der Haut.

(Lass dich unter deine eigene Haut sinken… und leg dich sozusagen mitten in das Zentrum deines Beckenraums, noch unterhalb vom Charmebein. Hier erreichst du das Netzwerk all der Faszien und Muskeln, die unsere Genitalien und unseren Beckenboden bilden und tragen. Ein komplexes, elastisches, kraftvolles Feld, das sich verwandeln kann zwischen Öffnung und Verschließen – Zellen und Fasern, die anschwellen, pumpen, pulsieren und pressen… eine lebendige, dynamische Qualität voller Wärme und Potential. Spür diese satte, volle Frequenz der Faszien und Muskelstränge.)

 

MILE IV
(2 Minuten)
Das Blut

Spür dein Blut.

(Tauch in die Welt deines Blutes ein – in eine warme und nährende Welt der Bewegung, in einen unablässigen Wechsel zwischen Ebbe und Flut. Spür die Farbe von Blut, den Geruch, den Geschmack von Blut, wie es unterschiedslos in alle Bereiche, Winkel und Organe deines Körpers fließt. Spür die innige Verbindung deiner Gebärmutter zu diesem Puls, spür „das Wesen“ dieser lebendigen Strömung im Körper – lass dich von dieser so eigenen, so oft verdrängten und versteckten, „rohen“ Frequenz noch körperlicher werden, ein ursprünglicher, warmer, bloßer Körper…)

 

MILE V
(2 Minuten)
Die Nerven

Spür deine Nerven.

(Nun richte dein Bewusstsein auf das Empfinden deiner Nerven. Spür diesen vollkommen anderen „Vibe“, lass dich ein auf die elektrische, lichte, rasante Frequenz der Impulse. Spür, wie dicht und sensitiv die Nerven auch unter deinen Fingerspitzen in allen Strukturen deiner Yoni liegen, und wie sie weit innen und hinten in deinem Beckenraum, in uralten Räumen des Nervensystems, ins Rückenmark fließen und zum Gehirn strömen.

Nerven sind ein spektakuläres Kapitel, wenn es um unsere Yoni geht. Die Klitoris ist das am reichsten innervierte Organ des menschlichen Körpers, und sie existiert zu keinem anderen Zweck als dem, uns aufregende Empfindungen zu schenken. Also: Spür deine Nerven:-))


MILE VI
(2 Minuten)
Die Knochen

Letzte Station: Spür deine Knochen.

(Hierfür kannst du fast wieder ein Stück an die Oberfläche kommen – dein Charmebein liegt nur knapp unter deiner Hand.

Spür die vollkommen andere, vollkommen eigene Qualität, die Knochen haben. Spür ihre „Aura von Ewigkeit“ – ihr Körper-Sein über deinen Tod hinaus. Spür ihre Dichte und Stabilität, spür ihren unendlich langsamen, stillen Puls. Dieser Puls kann dich bis in die inneren Hohlräume deiner Knochen tragen, diese verborgenen, geheimnisvollen Höhlen, in denen dein Knochenmark ununterbrochen für dich arbeitet…

Knochen haben eine tolle Qualität für Traumaheilung. Nachdem das Trauma uns die Beine weggezogen hat, geben Knochen uns die Erde zurück. Über die Knochen können wir Ruhe, Stabilität und Kraft in uns selbst wiederfinden. Die Knochenphase kannst du also gerne ausweiten und dich in sie hinein entspannen!)


MILE VII
(3 Minuten)
After-Glow

Du kommst gaaanz langsam und bewusst durch die einzelnen Schichten hindurch wieder an die Oberfläche, bevor du deine Hand bewegst.

(Spür die Knochen, dann lös dich aus ihnen, tauch in die Nerven, dann in dein Blut – spür die Faszien und Muskeln – deine Haut – schließlich wieder deine Hand. Spür deine Hand, wie sie auf deiner Yoni liegt. Dann lös die Hand aus der Berührung. Bleib in den Augenmuskeln weich, wenn du die Augen öffnest.)

*** Variation: „Akrobatik im Bewusstsein“ fällt zu Beginn oft leichter mit der gewohnten Hand. Natürlich kannst du aber auch die andere Hand ausprobieren:-)

 

Danke, dass du dir die Zeit für dich genommen hast: Ein Sieben-Meilen-Schritt liegt hinter dir!!

 


Mehr davon? Dann könnte dir mein Seminar „MOSH-Meditation“ gefallen – ein ganzes Wochenende unter Frauen zum Fühlen, Spüren, Berühren und Lieben-Lernen:-)

 


Notes:

*MOSH-MEDITATIONS sind Körper-Meditationen für Frauen, die Lust haben auf eine eigenständige Praxis der „sexuellen Selbstheilung“. Die MOSH MEDITATIONS nutzen Berührung, Atmung, Spüren und Entspannung, um typische Aspekte von sexuellen Ängsten und Mustern zu ver-lernen. Nach und nach kann sich dein sexuelles Erleben dadurch von deiner Vergangenheit lösen und immer präsenter, lebendiger… einfach immer schöner werden.

**Yoni – Ich verwende den tantrischen Begriff „Yoni“ für das weibliche Genital, weil es der einzige liebevoll definierte Begriff ist, der alle Organe und Gewebe der weiblichen Genitalien zugleich meint.

***Ein Wort noch zum „Abschweifen“, zum „Denken statt Spüren“: Du wirst während dieser Meditation immer wieder abschweifen. Das ist kein Problem. Um zu heilen, müssen wir nicht lernen, nonstop präsent und im Körper zu sein. Wir müssen nur lernen, in den Körper zurückzukehren, wenn wir bemerken, dass wir abgeschweift sind. Dein Abschweifen ist also eine perfekte Gelegenheit für diese beiden Dinge: es bemerken – und wieder zurück in den Körper kommen. Well done!

****Charmelippen und ****Charmebein – Ich bin mir der üblichen Schreibweise bewusst, bezweifele aber, dass diese einer sexuell glücklichen Welt zuträglich ist.

 


DISCLAIMER: Die MOSH MEDITATIONS sind keine Therapie und ersetzen eine solche auch nicht. Obwohl ich meine Angaben sorgfältig prüfe, ist jede Haftung meinerseits ausgeschlossen. Du wendest die hier beschriebenen Techniken in voller Selbstverantwortung an. Natürlich kannst du eine Ärztin oder Therapeutin fragen, ob die MOSH MEDITATIONS für dich geeignet sind.

 

 

©Ilan Stephani
www.kalis-kuss.de
www.101mosh.com