Oh wir Tapferen, wir Entschlossenen, wir Heldinnen…
Zum eigenen, freiwilligen, unbezahlten, ungeschriebenen Gesetz der Härte mit sich selbst braucht es nicht viele Worte. Den meisten Text dazu liefert Jede ja ohnehin sich selbst. Was in der einen Frau lautet: „Du musst es alleine schaffen.“, heißt bei der nächsten eher: „Du musst dir mehr Mühe geben.“ Und beide Versionen sind ganz unpassend für die dritte, bei der aber wiederum das mit dem maßlosen Perfektionismus hervorragend einschlägt. Und ganz raffiniert, nach ein paar Jahren des An-Sich-Arbeitens dann ebenfalls im Angebot: „Krieg ich das mit meiner Heilung denn nie hin?“ Und da braucht es dann gerne nochmal ein paar Jahre, bis man DIESEN Trick durchschaut hat…
Natürlich kommt Jeder von uns die eigene Version als die pure Realität vor, wohingegen wir den mentalen Schwachsinn der Andersgestrickten umgehend als solchen erkennen. Jede kann jede Andere von uns trösten, sie könne sich abregen, sie sei nämlich schon jetzt komplett und wundervoll, sie müsse da gar nix mehr erreichen und erkämpfen und erleiden. Nur an den eigenen Perfektionismen hängen wir wie der Junkie an der Nadel.
In Wirklichkeit ging es keinem Glaubenssatz je um die Wahrheit. Es ging ihm nicht einmal je um irgendeinen Inhalt. Ob ich mich isoliere, weil ich mir so absolut sicher bin, nicht gut genug zu sein, oder ob ich depressiv werde, weil ich an allem schuld bin, ist leider vollkommen egal, weil der energetische Effekt funktioniert, hier wie dort. Und auf den, nur auf den kommt es unserer inneren Härte wirklich an: Kontraktion. Isolation. Vertraute Verwirrung. Ewige Wiederholung. Lähmende Routine.
Okay. So kommen wir irgendwie nicht weiter. Die Elemente, aus denen heraus „wie durch Zauberhand“ Kämpfertum und Resignation, bestimmte Muster und dieses gewisse „So bin ich halt.“ in einem Menschenleben entstehen, die lassen sich konkret ver-lernen. Unsere Körper sprechen eine Sprache, die vollkommen anders funktioniert und unterhalb aller Worte in uns lebt: hin zueinander.
Weich miteinander und weich mit sich selbst. Dem eigenen Leben sehr sehr freundlich zugewandt. Am eigenen Wohlbefinden instinktiv interessiert. (Unser Körper würde dabei sogar so weit gehen, es sich LEICHT zu machen!) Hin zum Respekt voreinander. Zur Berührung, zur Unterstützung, zur Achtsamkeit miteinander.
Geben wir diesen Impulsen nach – trauen wir uns gemeinsam hinein in eine Problem-Lösung, die nicht auf derselben Ebene liegt wie das Problem, so können wir uns aneinander, miteinander entspannen, beruhigen und körperlich eine andere Matrix als die der Leistung erfahren. Ein weiches Körpersein in einer Gruppe weicher Körper. Eine großartige Banalität, eine erlösende Ent-Täuschung.
Tja, für uns ein vielleicht unerschöpfliches Thema, denn es offenbart seine Schichten und Tricks erst im Laufe der Zeit. Subtil und immer noch subtiler tauchen seine Fäden aus unseren Untiefen auf. Wo wir doch wieder leisten müssen, doch wieder schaffen, kämpfen, etwas hinkriegen sollten. Nicht wahr – solange ich nicht gerade an der Beatmung hänge, schreibe ich diesen Text noch selbst. Das-werd-ich-ja-wohl-gerade-noch-so-auch-alleine-hinkriegen. Da muss mir keine helfen.
Wobei… Da fällt mir ein, was eine andere Frau über den ewigen Perfektionismus schrieb. Na gut. Julia Cameron in „Der Weg des Künstlers“: „Perfektionismus hat nichts damit zu tun, es richtig zu machen. Er hat nichts damit zu tun. Er ist die Weigerung, sich die Erlaubnis zu geben, sich vorwärtszubewegen.“ Und einige Zeilen weiter: „Perfektionismus ist nicht Suche nach dem Besten. Er ist eine Beschäftigung mit dem Schlechtesten in uns, dem Teil, der uns sagt, dass nichts von dem, was wir tun, je gut genug sein wird – und dass wir es noch einmal versuchen sollten. Und wohin führt das? Nirgendwohin, und das sehr schnell.“
Ladies! Lasst uns!