Ein Prozess entsteht, wenn du – bewusst oder unbewusst, lustvoll oder verzweifelt – anfängst, einen festen Punkt in deinem Leben wieder in Bewegung bringen zu wollen.

Daher stecken wir alle eigentlich immer in Prozessen. Ein Prozess umkreist einen Knoten in deinem Leben, einen unbeweglichen, starrköpfigen, bösartig schweigenden, verbissenen Gegner – umkreist ihn, schnappt zu, versucht es mit Hintertürchen, mit Flirten, schließlich mit Gewalt, Leugnen und Verdrängung, mit Arschtritten und flehendem Weinen, er möge sich ändern oder wenigstens uns sagen, was wir tun und lernen müssen, damit er sich ändert.

Ein dummer Nebeneffekt von Prozessen kann sein, dass wir sie verschweigen, weil wir denken, wir reden besser erst wieder über unser Innenleben, wenn es innen lebendiger aussieht.

In Prozessgruppen gewöhnen wir uns diesen Blödsinn ab, und zwar aus drei Gründen. 1.) geschieht dein Leben, während Prozesse geschehen, und nicht immer erst danach, 2.) fällt dann flugs die fixe Idee weg, du seist alleine damit und kein Mensch könne dich verstehen. (Es ist in Wahrheit andersrum, man muss manchmal direkt aufpassen, dass andere einem das Drama nicht wegschnappen, weil sie noch besser darin sind.) und vor allem können dann 3.) die anderen in der Gruppe erheblich dazu beitragen, Bewegung in die Sache zu bringen. Wir versammeln uns tapfer und feierlich und nehmen die akuten Themen unserer Leben nacheinander in die Mitte, in den Fokus, in die Zange. Immer wieder: Welche Energien sind wie an diesem Thema beteiligt? Alle gemeinsam bauen den Knoten, in sich selbst, an deinem Körper und im Raum, werden zum Knoten und dann zum Fluss. Eine Prozesswelle, die verschwimmen lässt, ob es nun mein oder dein Problem war. Mit Intuition, Empathie und Humor. Mit begleitenden Übungen und Körperarbeit zum Aufwärmen und Nachglühen.

Soviel zum Prozess. Was eine Gruppe ist, dürfte klar sein. Wer will?

Du bist nicht ein Tropfen im Ozean, sondern der Ozean in einem Tropfen. (Rumi)

Vielleicht sollten wir, um über Heilung sprechen zu können, dieses Wort erst einmal abschaffen?

Immerhin hat der Mensch aus einem simplen Grundprinzip des Lebens etwas völlig Anderes gemacht: einen riesigen Markt, eine komplizierte Sinnsuche, eine anstrengende Odyssee. Will sagen: Zwar wollen alle die Heilung, aber springen krank mit ihr um.

HEILUNG UND KÖRPER: Heilung ist Körper! Jede Heilung ist eine körperliche. Der Unterschied zwischen einer körperlichen und einer seelischen Heilung existiert nur in unseren Konzepten. Wir können negative Glaubenssätze nicht heilen, ohne dass sich im Körper etwas verändert. Wir können uns von Kindheits-Prägungen nicht lösen, ohne dass unser Körper sich erholt. Wir können nicht anders Frau sein als bisher, ohne dass sich der Körper verwandelt. Wir können nicht mehr Liebe und nicht mehr Selbstliebe erfahren, ohne dass sich die Zellen transformieren.

Heilung an sich ist ja ein Vorgang, den der Körper eifrig und ausführlich studiert hat. Er hatte in den Jahrmillionen Evolution so oft Heilungsbedarf, dass er darüber mittlerweile ziemlich gut Bescheid weiß. Dieses hat sich bewährt:

Eine Gemeinschaft finden.
In ihr zur Ruhe kommen.
Atmen.
Sich bewegen.
Sich berühren.
Sich berühren lassen.
Noch mehr atmen.
Zittern-schwitzen-beben-bibbern-schütteln.
Spüren.

Und dafür Zeit haben und Raum haben.
Und in dieser Zeit und diesem Raum verweilen dürfen.

Wenn ein Körper sichere Räume der Gemeinschaft erfährt, dann heilt er. Das können wir gar nicht verhindern. Da setzt eines der Anliegen unserer Frauengruppen an: Was ist ein heilsamer Raum unter Menschen? Wo fühlt der Körper (das ist nicht der Verstand!) sich sicher? Wo muss ich nicht nur höflich oder taub sein, um zu beteuern: „Ja, alles bestens, ich fühle mich toll…“ – ?

Dazu, darin, damit eine Frauengruppe. Eine warme Runde sehnsüchtiger Körper: nach Atmen, Spüren, Bewegen und Berühren. Eine Versammlung uralt-weiser Körper, tiefer lebendiger Intelligenz. Ein neugieriger Raum zum Forschen, Probieren und vor allem Erleben.

Heilung geschieht jenseits, sozusagen unterhalb unserer Definition dessen, was krank und gesund ist. Heilung ist insofern immer schon da. Und wir müssen uns weder körperlich noch seelisch krank fühlen, um Sehnsucht nach diesem „AHA…“ zu haben. Auf dem Weg in diesen weichen Moment hinein: wir.

In CHAOS-Phasen kommen wir unserem wohldurchdachten Leben nicht mehr hinterher.

Du gehst aus der Tür, um zur Arbeit zu gehen, und du fällst die Treppe hinunter und brichst dir ein Bein. Dein Mann will dich ins Krankenhaus fahren, aber das Auto springt nicht an. Ihr geht zurück zum Haus, um einen Krankenwagen zu rufen und stellt fest, ihr habt euch ausgesperrt. Gerade als ein Polizeiwagen vorfährt, um euch zu helfen, kommt das große Erdbeben, und dein Zuhause, dein Mann, dein gebrochenes Bein und das Polizeiauto verschwinden in einem gähnenden Abgrund. (Ellen Bass/Laura Davis: TROTZ ALLEM)

In CHAOS-Phasen kommen wir unserem wohldurchdachten Leben nicht mehr hinterher. Ohne damit gerechnet oder darum gebeten zu haben, ist es eines Tages soweit und wir verlieren die Orientierung. Wahrscheinlich haben wir eine vage Vorstellung davon, wie es dazu kommen konnte, aber vor allem wissen wir gar nichts mehr.

Ja, wir haben uns in den offenbar Falschen verliebt, und wenn wir uns nicht in den offenbar Falschen verliebt hätten, ginge es uns jetzt gewiss anders. Ja, wir haben diesen stressigen Job, dieses oder jenes Trauma in der Kindheit, ja, wir wurden geschlagen oder hatten einen neurotischen Vater, aber irgendwie ist in all diesen Erklärungen eines doch nicht klar: wie konnte es die Falltür in unsere Unterwelt öffnen und warum kommen wir da nicht mehr raus?

Und was ist eigentlich los?

CHAOS bricht mit den großen, großen Tabus unserer Kultur: nicht zurechtzukommen und nicht wissen, nicht erklären, nicht in Worte fassen zu können (und allein das macht alle Menschen im CHAOS zu Heldinnen.)

Wir haben kein Werkzeug, um mit CHAOS umzugehen. Diese Sache sprengt uns den Horizont weg, und auch noch einiges mehr. Wir kommen nicht klar. Wir wissen nicht, welchen Brand wir zuerst löschen sollen, und weil wir uns mittlerweile so sehr erschöpft haben, werfen sich die Hyänen aus unseren Untiefen mit lautem Geheul auf den Fang… wir versinken in Scham.

Nachts sitzen die Teufel an deinem Bett und lachen über die Pläne, die du für dein Leben gehabt hattest.

Eigentlich scheitern wir im CHAOS gar nicht am CHAOS selbst, sondern an unserer kollektiven, antrainierten Trance: dass man zurechtkommen sollte.

Zurechtkommen ist Bullshit. Zurechtkommen ist ein unkörperliches, lebensfeindliches, erlogenes Konzept, um aus Menschen moderne Sklaven zu machen. Aber gewiss: Sobald du erstmal glaubst, du müsstest zurechtkommen (und dass ja alle zurechtkommen), bezahlst du alles, was verspricht, für das Zurechtkommen verantwortlich zu sein.

Um dem gähnenden CHAOS zu entrinnen, bezahlst du das Parfum und die Party, die richtigen Hosen und die falschen Therapeuten, du bezahlst die nächste Ausbildung und den allerletzten Scheiß. Du würdest es dir nun mal nicht verzeihen, wenn dein Leben zusammenbricht. Und warum würdest du dir das nicht verzeihen? Weil es nicht den Konzepten von Leben entspricht, die du von klein auf gelernt hast.

Selbst wenn du weißt, dass man dir Sachen beigebracht hat, die wenig taugen, und aus Gründen heraus, die noch weniger taugen, selbst dann wärst du jetzt, im blühenden CHAOS, am liebsten tot, weil du diesen Konzepten nicht genügst. (Ich sage nicht, das CHAOS an sich mache keine Angst. Ich sage nur, dass es mit unserem grandiosen Motiv, das CHAOS abzuwenden, häufig gar nicht so weit her ist. Das reicht im ersten Schritt nur bis zu unserer enttäuschten kleinen Kinderliebe zu der „großen Welt da draußen“. Und das bedeutet: Es reicht nicht weit.)

Demgegenüber: CHAOS-Phasen sind die ehrlichsten und lebendigsten Phasen, die wir erwischen können. (Ehrlich gesagt sind sie noch ehrlicher und lebendiger als Verliebtheit. Bloß gestehen wir uns unsere persönliche Betroffenheit lieber ein, wenn wir verliebt sind, als wenn wir gerade im Feuer des CHAOS getauft werden.) Alles, alles, was ich wirklich gelernt habe, habe ich im CHAOS gelernt.

Demut war nur Gerede, bis mich mein CHAOS eingeholt hat. Mut war nur ein Wort und Heilung nur ein Hobby… bis ich lernen musste, wie verdammt zäh und wie besinnungslos lebendig das Leben ist. Humor ist nur ein Pausenclown, bis ich ihn in meiner Hölle entdecke. Spiritualität ist nur Vermeidung, bis ich sie in meinem Tod erfahre. Ich glaube nicht, dass es eine größere Chance gibt auf Transformation als CHAOS.

Nicht das CHAOS, nur die Ordnung kann der Mensch verschulden. Wenn jemand immer zurechtkommt, liegt das nur an einem einzigen Grund: Sie wurde vom Leben bereits aufgegeben. Denn CHAOS fließt hinein in jeden Winkel meines Lebens, den ich der Sehnsucht übergebe, CHAOS zeigt sich, wo ich auf Klugheit verzichte, CHAOS antwortet, sobald ich mir Trauma, Verzweiflung und Heilung eingestehe.

Eine Verwandlung strömt unter unsere Füße… und wir Menschen flippen aus. Unsere Körper hingegen kennen genau das besser als alles Andere. Verwandlungen sind das Gebet unserer Körper, nachdem sie es Millionen von Jahren erfahren haben und daraus selbst geboren wurden. CHAOS, Wellen, Tode, Brände, Zerstörungen nehmen den alten Lebensraum weg, Kontinente trennen sich, versinken im Ozean und tauchen aus ihm auf.

Ihr ahnt es schon: Ich möchte uns einberufen für entschieden mehr Stolz im CHAOS. Für mehr Weiteratmen, Körperarbeit, Tanzen und lautes Gelächter im CHAOS. Lasst uns gemeinsam die Kunst im CHAOS üben: Schwimmen und Ausruhen. Lasst uns das Loslassen lernen und das Loslassen loslassen dürfen. CHAOS ist unsere Feuertaufe, und Beistand darin ist unser Geburtsrecht.

Ach, wir Frauen gelten ja als das friedliche Geschlecht.

Wenn man sich aber die weibliche Inbrunst anschaut, mit der wir uns selbst zu kritisieren bereit sind, dann bin ich mir da nicht so sicher. Noch die teuersten Models der Welt bringen es fertig, ihre Arme zu hassen. 16-jährige Mädchen planen ihre Brustvergrößerung.

Wir hätten gerne mehr Glück und Zufriedenheit im Leben, aber haben stattdessen Cellulite. Wir können an unseren Haaren verzweifeln und uns für unsere Scham schämen.

Wir sind ganz OK, aber leider ist die von nebenan eben noch mehr OK.

Und wenn wir all diese Probleme nicht kennen und uns immer noch nicht liebhaben, dann sind wir ganz offensichtlich einfach zu blöd zu allem.

Dieses Eine hat die Kulturgeschichte sehr gut über uns Menschen herausgefunden: Nichts, gar nichts blockiert die eigene Energie und Lebensfreude so nachhaltig wie eine wohlbegründete Ablehnung ihrer selbst.

Bei der SELBSTLIEBE geht es nicht darum, anbetend vor dem eigenen Spiegelbild niederzuknien. Es geht auch nicht darum, jetzt endlich mal die Selbstliebe hinzukriegen, statt die ganze Zeit einen Zirkus damit zu veranstalten.

Es geht um eine sorgfältige, schrittweise Auflösung der Ablehnung. Auf allen Ebenen.

Es geht um die Bereitung eines geschützten, sicheren Raumes, in dem die Mitteilung, Bewegung und Erlösung alter Glaubenssätze und Muster stattfinden kann. Auf dass wir unseren Gedanken über uns selbst noch lauschen können, ihnen aber nicht mehr glauben müssen.

In anderen Worten: Die Hinwege ins selbstgebastelte Drama kennen wir jetzt schon. Und nun trainieren wir die Rückwege – körperlich, seelisch und geistig, lachend, weinend, lustvoll, wild entschlossen.

Ahoi.

Nachdem wir aus dem Paradies gepurzelt waren, kam das Zeitalter der Taubheit, und wir wussten von nichts.

Als uns die ersten Schimmer der Heilung und Freiheit erreichten und unser Herz verbrannte vor Sehnsucht, war es vorbei mit der Taubheit, und zwar ein für alle mal. Wir begriffen, dass wir uns in einem tragischen Gestrick aus Mustern, Verwirrung und Glaubenssätzen selbst gefangen genommen hatten.

Ab sofort wollten wir unser eigenes Herz unseren Klauen entreißen und so wurden wir die Füchsin vor ihrem eigenen Bau. Wir belauschten jede unserer Regungen und wir misstrauten jedem Schritt.

Denn wir hatten begriffen, dass wir unsere Komfortzone mit unserer Freiheit verwechselt hatten, wir begriffen auch den Preis, den wir dafür bezahlt hatten, und bereuten ihn zutiefst.

Wir wurden gut darin, unser Innenleben abzusuchen nach Widerständen. Wir schnüffelten den Mustern und Themen hinterher, die uns gefangen genommen hatten, und rissen sie schonungslos aus ihren Verstecken.

Wie man Kritik an uns übt, das hatten wir ja gelernt, nun wandten wir es an, mit hemmungsloser Bravour, und es führte uns zu wahrer – und heimlicher – Meisterschaft. Noch bevor die Welt zu zwinkern brauchte, wussten wir schon, was unser Thema damit ist.

Unsere Tochter treibt uns in den Wahnsinn und wir scannen die eigene Kindheit nach den Ursachen ab. Unsere Mutter erkrankt und wir achten brav auf die Trigger, die wir erleben. Unser Freund geht fremd und wir fühlen, was das mit uns selbst zu tun hat. Wir spüren, dass wir gern mal ausruhen würden, und vermuten, dass es sich dabei um eine Komfortzone handelt.

Nichts gegen diesen Mut. Aber lasst uns gemeinsam einen Schritt weiter gehen. Und lasst ihn uns auf den Namen PERLEN SAMMELN taufen.

PERLEN SAMMELN heißt, die ARBEIT an sich selbst zu beenden. PERLEN SAMMELN ist die Stille, in der ich mich selbst an die Hand nehme und aus dem Labyrinth der Anstrengung hinausführe. Hier teilt sich der Weg und wir haben die Wahl: Vorankommen oder Ausatmen. Und ich schnuppere nach den Perlen…

Nicht wahr – eine Lösung, eine Los-Lösung vom Problem kann nicht auf derselben Ebene liegen wie das Problem. Und selbst die Wissenschaft hat sich zu folgender Erkenntnis durchgeschuftet: Der Mensch lernt Leben soviel besser, wenn er sich wohl und sicher fühlt, als wenn er sich anstrengt und Mühe gibt. Vom Sündenfall bis zur Schulbank werden wir also gehirngewaschen, wie es im Buche steht.

Wir werden nicht nur ein wenig abgelenkt, sondern um 180° gedreht. Längst ist das ein Irrtum geworden, der sich kollektiv im Nervensystem eingenistet hat: Im Schweiße deines Angesichts sollst du arbeiten. Sprach Gott zu Adam. Ach, wären wir bloß ver-rückt. Aber wir sind ver-kehrt.

Wir haben das Gefühl, man habe uns in einem Gruselkabinett voller Spiegel eingeschlossen. Wie verdächtig leicht es uns fällt, an uns selbst zu arbeiten… Finden wir uns nicht in gewisser Weise immer genau dort wieder, wo wir uns nie wieder wiederfinden wollten: als die treuen Jüngerinnen unserer Anstrengung?

Solange ich für mein „Projekt Freiheit“ die Bereiche beschäftige, die den Käfig selbst verursacht haben, ist fraglich, wie schnell ich vorankommen werde. Ich trotte ja eigentlich unverdrossen nur weiter im Kreis und erzähle mir dazu eine andere Geschichte als die frühere, weshalb ich es täte. Morgen schon werde ich damit durchkommen? Es ist ja aber nie morgen.

Der Clou vom PERLEN SAMMELN unterdes liegt auf der Hand. Sollte ich mich jemals aufmachen, mein Glück zu finden, so sollte ich mich doch die meiste Zeit in der Nähe meiner Findung bewegen und nicht am anderen Ende des Sterns. Oder? Sollte mein bisheriges Leben sich mit Vorliebe in Ängsten und Zwängen aufhalten, so sollte ich ihm doch langsam mal Zustände nahelegen, die meiner Freiheit entsprechen.

Ja, ich könnte direkt darauf verfallen, mein Nervensystem zu trainieren, so wie einen Muskel. Ich könnte Wege suchen, um jene Bereiche in meinem Körper zu fordern, die für Lust und Freiheit zuständig sind.

PERLEN SAMMELN ist ein tiefes Umlernen im Nervensystem. Das ist sanft ausgedrückt. Vielleicht ist es auch ein Polsprung plus Erdbeben. Und wie gehen wir das jetzt an? Wir machen uns gemeinsam auf die Pirsch: nach dem, was jetzt schon und unverdient stimmt. Nach dem, was ungerührt funktioniert. Nach dem, was sich anbietet, uns zu bergen, zu nähren, zu halten.

PERLEN SAMMELN ist zweierlei: Wir müssen diese Perlen bewusst ermutigen zu glänzen, damit sie durch die schlummernde Kruste unseres Bewusstseins brechen – und dann müssen wir üben, sie zu sehen, für wahr zu halten und wahrhaftig zu erleben. Es klingt unglaublich, aber dagegen werden sich Widerstände melden, für die alles im Zeitalter des Kampfes nur ein Vorspiel war…

Begleiter, Freunde und Liebhaber in diesem Wachsen: unsere eigenen Körper. Die schrecken ja bekanntlich vor nichts zurück. Ich garantiere: Wenn wir gemeinsam dranbleiben, unsere Käfigtüren öffnen zu wollen, dann werden unsere Körper, diese unersättlichen Monster – diese hochkomplexen Glücksmaschinen, sich immer nur noch mehr und mehr in die Freiheit hinein dehnen wollen.

Das liegt daran, dass unsere Körper sich selbst liebhaben. Sie sind sich selbst einfach sehr sehr freundlich zugewandt. Sie würden sogar soweit gehen, tagein tagaus glücklich zu sein. Machen wir uns auf was gefasst.

In den letzten Frauengruppen fiel uns auf, dass es uns eigentlich immer schon aufgefallen war…

Mit dem Auftauchen haben die meisten von uns irgendwann irgendein Ding am Laufen. Man muss mich nur diese kritische Masse an Raum einnehmen lassen, man muss mir nur ein gewisses Maß an Zeit widmen, schon werde ich mit etwas Folgendem beginnen:

Dass ich jetzt aber niemandem den Raum wegnehmen wolle. Dass es mir peinlich sei, dass ich jetzt Anderen soviel Zeit gestohlen habe. Dass mir immer ganz unangenehm sei, wenn es um mich geht. Dass ich Angst hätte, selbstsüchtig zu sein. Dass es wahrscheinlich anderen im Raum jetzt ganz schlecht gehe, weil sie sich übersehen fühlen und einen Prozess viel nötiger als ich gehabt hätten. Dass überhaupt. Und sowieso.

(Und an diesem Punkt findet mein Kopf garantiert gute, kluge Gründe dafür, dass es sowieso reifer und spiritueller und besser sei, wunschlos offen für den Moment zu sein. Statt den Lauf der Geschichte durch mein Wollen und Wünschen zu ändern.)

Das Thema Auftauchen und dann doch lieber Abtauchen ist ernst. Wir haben eine reale Angst davor, schuld zu sein, unbeliebt und ausgestoßen zu werden, wenn wir es so sagen, wie wir es meinen, und wenn wir unterwegs nicht nach rechts und links schauen, ob es genug Menschen im Raum gibt, die derselben Meinung sind wie ich und die nicken und lächeln.

Von den Prozentzahlen des Weltguthabens, das Frauen besitzen im Vergleich zu Männern, von der Anzahl der Frauen in den Regierungen der Welt und im Topmanagement erinnere ich nur noch, dass sie ein ähnliches Klein-Bleiben-und-Bleiben des Weiblichen spiegeln. Die genauen Zahlen jedoch hab ich verdrängt.

Bei solchen weiblichen Grundkomplexen wittere ich ja immer schnell was Kollektives. 4000 Jahre Patriarchat sag ich da nur. Wir alle wissen, dass Meinungen die Welt verändern.

Kriege wurden geführt wegen Meinungen, Länder wurden gegründet und zerstört wegen Auftauchen, aber das Allermeiste davon waren eben männliche Meinungen und war männliches Auftauchen (übrigens oft zum Thema Frauen), und jetzt sitzt unser ererbtes weibliches Nervensystem in einer Gruppe und verkraftet buchstäblich nicht, wenn sich der Lauf eines GANZEN ABENDS nur nach dem eigenen Auftauchen richtet.

Will heißen: Wir haben kollektiv nicht verankert, aufzutauchen. Das funktioniert wie jeder andere blinde Fleck in unserer Lebens-Landkarte auch: Eine bestimmte Version von Ablauf kommt schlicht nicht vor. Sie wird nicht gedacht und nicht erlebt, und rücken wir in die Nähe dieser blinden Zone, rudern wir automatisch und alle und grundsätzlich zurück.

Keine von uns geht selbstverständlich zu einem Frauenabend und weiß, dass es natürlich um ihr Anliegen gehen wird. Vordergründig deshalb, weil man ja nie wissen kann, was das Leben bringt.

Aber eben nur vordergründig. Dahinter, darunter tun wir es deshalb nicht, weil wir die Möglichkeit fürchten, eine ganze Truppe in die eigenen Interessen einzuspannen. Wir finden es klüger, die eigenen Interessen gar nicht erst zu kennen. Dann lügen wir immerhin nicht, wenn wir sagen, wir seien offen für alles, was kommt.

Und diese Rechnung geht ja auf. Sie hat aber trotzdem nur Verliererinnen. Wir wissen: Die Welt dreht sich. Weswegen dreht sie sich? Das wissen wir nicht. Nur soviel: Jedenfalls nicht wegen mir.

Witzig Schrägstrich Dramatisch daran ist ja: Auftauchen ist unsere Natur. Auftauchen ist ein lebenswichtiges Moment in unserem Nervensystem. Die Tigerin, die ihre Kleinen verteidigt, taucht auf. Die Äffin taucht auf, die Delfinin taucht auf, alles Leben taucht auf.

Es ist un-menschlich und un-lebendig, nicht aufzutauchen. Und indem wir uns die Bewegung in das Heraus-Ragende wegnehmen lassen, sind wir in allen Facetten weniger da, weniger schwingend, weniger beweglich…

Auftauchen ist eine organische Bewegung hin zu meinen Bedürfnissen, meiner Selbstwahrnehmung, Selbstliebe und Anteilnahme an der Welt. Mein Auftauchen ist essentiell wichtig – für mich und für die Menschen um mich herum.

Und unser individuell abgezirkeltes Drama aus Bedenken, Schuld und Rückzug ist eine tragische Katastrophe (und darin ein trauriger Egoismus, der nur da auftaucht, wo ein Mensch versucht, sich vom Egoismus abzuhalten.)

(Andersrum aufgezogen: Wenn wir das einfühlsame Geschlecht sind, das wir ja so gerne sein wollen… dann wissen wir vor lauter Einfühlung ganz genau, wie es der Nachbarin geht, die gerade im Zentrum der Aufmerksamkeit gebraten wird. Dass jede es will, dass sich ihr Leben endlich mal nach ihrer Meinung richtet.

Und dass sie es aber hasst – zutiefst hasst, wenn das dann geschieht. Und da es um irgendetwas an diesem Abend aber gehen muss, ist absolut nicht länger einzusehen, dass immer Andere sich dafür hergeben müssen. Und immer du dich davor drückst…)

Ein unkonventioneller Frauenabend über Mut und Liebe zu den eigenen Haltungen. Eine Versammlung für Humor und körperliches Erleben, Vertiefen, Erspielen von Auftauchen und Abtauchen und allen Wellen dazwischen. Um im Leben bewusster und genussvoller aufzutauchen.

Sollte zu schaffen sein?
Glaube ich auch. Denn was soll schon passieren. Schlimmstenfalls richtet sich alles nach dir.

Am Anfang war das Urvertrauen. Wortlos, körperlich und einfach. Und dann? Dann wurde es kompliziert.

Dann krochen die Gebote und Ängste aus unserer Umgebung in uns hinein, formten, wie wir atmen, wie wir denken und woran wir glauben, woran wir festhalten – „wie es ist“ – und aus unserer arglosen Verliebtheit ins Leben wurde still ein Manchmal, dann ein Etwas, schließlich der sehnsüchtige Mythos vom Paradies.

So brach in uns entzwei, was wir mitgebracht und gewusst hatten: DASEIN, und wir wurden unruhig, nachdenklich und beschäftigt. Statt Urvertrauen: Leistung.

Dass wir das Wort „Urvertrauen“ überhaupt kennen – erfunden und verbreitet haben, geschieht zwar am anderen Ende der Geschichte, aber es verweist auf ihren Anfang:

Urvertrauen ist Vergangenheit. Urvertrauen ist, was wir verloren haben. Denn was gäbe es schon zu dem Thema zu sagen, wenn es intakt und heil und glücklich wäre?

Längst sind alle einer Meinung: Urzuvertrauen ist dumm, denn diese Welt ist groß und gefährlich… Wer sich nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, rosarot verblendet zu sein, stimmt zu: Unsere Welt ist unsicher.

So wird „Urvertrauen“ zu einer absurden Idee gemacht, die sich vor unserem Verstand zu verantworten hätte. Wir verklagen uns selbst und gegenseitig wegen fahrlässiger Naivität und verurteilen uns, mit einem zynischen Lachen, „erwachsen“ zu werden. Wir verletzten Kinder.

Der Trick in diesem Spiel ist, dass wir damit um eine Frage kreisen, um die es nicht geht. Selbstverständlich kann mir morgen ein Ziegelstein auf den Kopf fallen. Oder heute noch ein Klavier. Diese Möglichkeiten ausschließen zu wollen, um unser Urvertrauen zu reparieren, beruht auf Fehlschlüssen.

Urvertrauen geschieht, zerbricht und heilt sich unterhalb von unserem Verstand! Urvertrauen ist unserem ersten Chakra zugeordnet. Und das ist nicht der Neokortex, sondern das andere Ende der Wirbelsäule. Weiter unten.

Die globale Herausforderung von Trauma ist, trotz aller mentalen Gebote (will sagen: Ängste) die Ebene unter den Kopf zu verlagern.

Als Symbol für Urvertrauen steht ein tiefrotes, vierblättriges Kleeblatt, in dem unser Leben ruht, wächst und spielt. (Vierblättriger Lotus? Hm. Muss ein Übersetzungsfehler sein.)

Urvertrauen ist das Fundament unseres Lebens, die Basis unserer energetischen, körperlichen Seins. Das erste Chakra nährt und heilt die weiteren, indem es – urvertrauend – überfließt.

Es wohnt im Zentrum unseres Beckenbodens, nicht zufällig in den physischen Stätten von Kraft, Geburt und Instinkt. Eine Kultur, die diese Bereiche kontrahiert, versteckt und mit Tabus und Traumata belastet, gibt darin ihren Verlust an Lebensbindung weiter und offenbart, wie sehr und wie verzweifelt sie misstraut.

Wohin also führt unser Weg, wenn wir unser Urvertrauen wiederfinden wollen? Wir gehen raus aus dem Kopf und tief in den eigenen Körper zurück, geben uns hin an das, was wir wussten, bevor wir lernen mussten. Letzten Endes zeigt sich uns im ersten Chakra mehr als unser Fundament, wir landen nicht nur auf der Erde. Wir landen im Himmel.

Denn nicht die Welt um uns herum muss sich verwandeln, damit wir ur-vertrauen können, sondern unsere Art und Weise, die Welt zu erleben.

Schlechte Nachrichten? Nein, es sind gute. Wir wissen viel über die Maßnahmen, um unsere Körperchen in Ruhe, Schutz und Würde zu baden. Eine großartige Zutat dafür sind Menschen… gleich mehrere, die sich versammeln, um zu tanzen, zu atmen und zu fühlen. Menschen wie wir.

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„Alle kennen das Gefühl, überfordert zu sein. Und der Bluff in dieser Sache ist: Unser eigentliches Potential ist eher unterfordert als überfordert!“

 

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