FRAUEN! AUFTAUCHEN! Uuuuuuund… Action
In den letzten Frauengruppen fiel uns auf, dass es uns eigentlich immer schon aufgefallen war…
Mit dem Auftauchen haben die meisten von uns irgendwann irgendein Ding am Laufen. Man muss mich nur diese kritische Masse an Raum einnehmen lassen, man muss mir nur ein gewisses Maß an Zeit widmen, schon werde ich mit etwas Folgendem beginnen:
Dass ich jetzt aber niemandem den Raum wegnehmen wolle. Dass es mir peinlich sei, dass ich jetzt Anderen soviel Zeit gestohlen habe. Dass mir immer ganz unangenehm sei, wenn es um mich geht. Dass ich Angst hätte, selbstsüchtig zu sein. Dass es wahrscheinlich anderen im Raum jetzt ganz schlecht gehe, weil sie sich übersehen fühlen und einen Prozess viel nötiger als ich gehabt hätten. Dass überhaupt. Und sowieso.
(Und an diesem Punkt findet mein Kopf garantiert gute, kluge Gründe dafür, dass es sowieso reifer und spiritueller und besser sei, wunschlos offen für den Moment zu sein. Statt den Lauf der Geschichte durch mein Wollen und Wünschen zu ändern.)
Das Thema Auftauchen und dann doch lieber Abtauchen ist ernst. Wir haben eine reale Angst davor, schuld zu sein, unbeliebt und ausgestoßen zu werden, wenn wir es so sagen, wie wir es meinen, und wenn wir unterwegs nicht nach rechts und links schauen, ob es genug Menschen im Raum gibt, die derselben Meinung sind wie ich und die nicken und lächeln.
Von den Prozentzahlen des Weltguthabens, das Frauen besitzen im Vergleich zu Männern, von der Anzahl der Frauen in den Regierungen der Welt und im Topmanagement erinnere ich nur noch, dass sie ein ähnliches Klein-Bleiben-und-Bleiben des Weiblichen spiegeln. Die genauen Zahlen jedoch hab ich verdrängt.
Bei solchen weiblichen Grundkomplexen wittere ich ja immer schnell was Kollektives. 4000 Jahre Patriarchat sag ich da nur. Wir alle wissen, dass Meinungen die Welt verändern.
Kriege wurden geführt wegen Meinungen, Länder wurden gegründet und zerstört wegen Auftauchen, aber das Allermeiste davon waren eben männliche Meinungen und war männliches Auftauchen (übrigens oft zum Thema Frauen), und jetzt sitzt unser ererbtes weibliches Nervensystem in einer Gruppe und verkraftet buchstäblich nicht, wenn sich der Lauf eines GANZEN ABENDS nur nach dem eigenen Auftauchen richtet.
Will heißen: Wir haben kollektiv nicht verankert, aufzutauchen. Das funktioniert wie jeder andere blinde Fleck in unserer Lebens-Landkarte auch: Eine bestimmte Version von Ablauf kommt schlicht nicht vor. Sie wird nicht gedacht und nicht erlebt, und rücken wir in die Nähe dieser blinden Zone, rudern wir automatisch und alle und grundsätzlich zurück.
Keine von uns geht selbstverständlich zu einem Frauenabend und weiß, dass es natürlich um ihr Anliegen gehen wird. Vordergründig deshalb, weil man ja nie wissen kann, was das Leben bringt.
Aber eben nur vordergründig. Dahinter, darunter tun wir es deshalb nicht, weil wir die Möglichkeit fürchten, eine ganze Truppe in die eigenen Interessen einzuspannen. Wir finden es klüger, die eigenen Interessen gar nicht erst zu kennen. Dann lügen wir immerhin nicht, wenn wir sagen, wir seien offen für alles, was kommt.
Und diese Rechnung geht ja auf. Sie hat aber trotzdem nur Verliererinnen. Wir wissen: Die Welt dreht sich. Weswegen dreht sie sich? Das wissen wir nicht. Nur soviel: Jedenfalls nicht wegen mir.
Witzig Schrägstrich Dramatisch daran ist ja: Auftauchen ist unsere Natur. Auftauchen ist ein lebenswichtiges Moment in unserem Nervensystem. Die Tigerin, die ihre Kleinen verteidigt, taucht auf. Die Äffin taucht auf, die Delfinin taucht auf, alles Leben taucht auf.
Es ist un-menschlich und un-lebendig, nicht aufzutauchen. Und indem wir uns die Bewegung in das Heraus-Ragende wegnehmen lassen, sind wir in allen Facetten weniger da, weniger schwingend, weniger beweglich…
Auftauchen ist eine organische Bewegung hin zu meinen Bedürfnissen, meiner Selbstwahrnehmung, Selbstliebe und Anteilnahme an der Welt. Mein Auftauchen ist essentiell wichtig – für mich und für die Menschen um mich herum.
Und unser individuell abgezirkeltes Drama aus Bedenken, Schuld und Rückzug ist eine tragische Katastrophe (und darin ein trauriger Egoismus, der nur da auftaucht, wo ein Mensch versucht, sich vom Egoismus abzuhalten.)
(Andersrum aufgezogen: Wenn wir das einfühlsame Geschlecht sind, das wir ja so gerne sein wollen… dann wissen wir vor lauter Einfühlung ganz genau, wie es der Nachbarin geht, die gerade im Zentrum der Aufmerksamkeit gebraten wird. Dass jede es will, dass sich ihr Leben endlich mal nach ihrer Meinung richtet.
Und dass sie es aber hasst – zutiefst hasst, wenn das dann geschieht. Und da es um irgendetwas an diesem Abend aber gehen muss, ist absolut nicht länger einzusehen, dass immer Andere sich dafür hergeben müssen. Und immer du dich davor drückst…)
Ein unkonventioneller Frauenabend über Mut und Liebe zu den eigenen Haltungen. Eine Versammlung für Humor und körperliches Erleben, Vertiefen, Erspielen von Auftauchen und Abtauchen und allen Wellen dazwischen. Um im Leben bewusster und genussvoller aufzutauchen.
Sollte zu schaffen sein?
Glaube ich auch. Denn was soll schon passieren. Schlimmstenfalls richtet sich alles nach dir.